sonntag

die christlichen heiligenbilder ähneln oft sehr den indischen götterbildern, der blick nach innen, das leere, milde lächeln, die freundliche, unverbindliche gesamtwirkung. und die grellbunten farben. das ist bei orthodoxen und katholischen kirchen gleich. ebenso gleich sind die weithin sichtbaren namen des heiligtums in großer schrift beim eingang.
(man muss dazu sagen, dass es hier nicht einmal ortsschilder gibt!)
in dem ansonsten völlig überladenen museum in kochi, wo vor hunderten und tausenden zusammengepferchten holz- und steinfiguren gar keine sichtbar ist, habe ich dennoch eines gesehen und erkannt: die farbigen mauerbilder oben an der wand zeigen eine ballettsprache, einzelne körperhaltungen, gesten, grimassen, welche auch im tempeltanz zu sehen waren, wo neben dem hindutempel vor hunderten aufmerksamen gläubigen ein eingespielter gesungener versepos im tanz kunstvoll dargestellt wurde. sogar die tänzerinnen ähnelten den bildnissen bis zum gesichtsausdruck.
soll man sagen: vergegenwärtigung des heiligen?
soll man sagen: verlebendigung des wortes?
erinnerung an ergangenes?
in beiden religionen, mit ganz ähnlichen mitteln.
es sind dieselben menschen.
sie wohnen in der gleichen gasse.
essen dieselben speisen.
haben samstag (die juden) und sonntag "holy day"
mein sonntag begann in der orthodoxen kirche.
dicht zusammenstehende männer (links) und frauen (rechts).
wenig platz und spielraum für den zelebrierenden priester.
aber ein bis ins kleinste durchkomponiertes ritual, bis zu den gängen und verbeugungen der ministranten, dem schwenken der weihrauchkesseln und dem rasseln der liturgischen glöckchen. und besonders der gesang. durchgehend, vom priester und vom kantor, ohne innehalten, einmal hin zum heiligtum, einmal zur gemeinde, auch mitsingen der gemeinde bei bestimmten teilen, oftmals bekreuzigungen als stumme mitteilung und übrreinstimmung, als sammlung der gemeinde.
auch der bärtige priester ähnelt den heiligenbildern.
ist es ein gleichbleiben?
ein gleichwerden?
mein sonntag ging mit indischer musik zu ende, von der man sich wünscht, sie ginge niemals zu ende, leicht und verspielt wie fahrende wölkchen am himmel, doch immer wieder mit einem pathos, einer bedeutsamkeit, die dich innehalten lässt.
so könnte man leben

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