Kinder

Ich kann mit diesen Kindern etwas anfangen. Als sie mit ihren Eltern und Lehrern schwitzend auf der Veranda der Schule sassen, da spielte ich ihnen vor, wie kalt im Winder unsere Kirche ist, bis es sie schuettelte. Oder ich zeigte ihnen, wie unsere Kinder in Villach beim Altar mit erhobenen Haenden beten duerfen, obwohl das nur den Priestern erlaubt ist, und bat sie, mich keinesfalls zu verraten - was ihnen alles Pfarrer Wilfried grinsend uebersetzte. Einmal sehe ich in einem Schulbuch einen Eisenbahnzug aufgezeichnet und behaupte, ich sei mit dem Zug von Osterreich nach Indien gekommen. Zum Beweis zeige ich ihnen die Fotos auf dem Cameradisplay, worauf sie zuerst ratlos, dann feixend einander anblicken und sich bald um die Kamera draengten. Spaeter erzaehle ich von den Elephantenschnitzel, die es dort im Speisewagen gegeben haette, von den gebratenen Kobraeiern zumj Fruehstueck (worauf es sie beutelte), und schliesslich von der grossen Zugbibliothek, wo ich Tolstoi und Dostojewski gelesen haette (was sie kalt liess). Die gemischt-religioesen Kinder eines Hostels, die mir einen Blumenkranz umgehaengt hatten, lobte ich fuer zwei Dinge: wie still sie sitzen konnten, und wie aufmerksam sie zuhoerten. Ich spielte ihnen zu ihrem grossen Gaudium vor, wie dagegen meine eigenen Schulkinder mit dem Stuhl wackeln, miteinander tratschen und sonst noch viel Bloedsinn machen wuerden. Schliesslich bat ich sie, Fotos machen zu duerfen, damit sie als Lehrer meiner Kinder wirken konnten, und dankte ihnen fuer den Unterricht.
Besonders beruehrt haben mich die acht aidskranken Kinder, die ich zu Bett brachte, indem ich sie jeweils liegend fotographierte und allen die Bilder zeigte. Doch dann wollten sie mir ein Lied vorsingen und waren ploetzlich alle wieder auf den Beinen.

Was mir hingegen nicht richtig gelingen wollte, war das Essen mit den Fingern. Nach einer Haussegnung im Kreis der Dorfgemeinschaft sassen wir im halbdunklen Zimmer, ich konnte die graesslichen eingetunkten Kekse noch auf Francis' Teller schummeln, die Huehnchenstueckchen waren kein Problem, doch vom mit Sauce und Suppe getraenkten Reis brachte ich knapp die Haelfte in meinen Mund - der Rest wurde ueber mein Hemd, die Hose und den ganzen Boden verstreut. Wer glaubt, das sei doch eine einfache Sache, moege es zu Hause selbst probieren, am besten, wenn er allein ist.

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