Sonntag, 31. Juli 2011

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Siddharta wanderte im Walde, schon fern von der Stadt, und wusste nichts als das eine, dass er nicht mehr zurückkonnte, dass dies Leben, wie er es nun viele Jahre geführt, vorüber und dahin und bis zum Ekel ausgekostet und ausgesogen war. Tot war der Singvogel, von dem er geräumt. Tot war der Vogel in seinem Herzen. Tief war er in Sansara verstrickt, Ekel und Tod hatte er von allen Seiten in sich eingesogen, wie ein Schwamm Wasser in sich einsaugt, bis er voll ist. Voll war er von Überdruss, voll von Elend, voll von Tod, nichts mehr gab es in der Welt, das ihn locken, das ihn freuen, das ihn trösten konnte.

Hermann Hesse, Siddharta

Freitag, 29. Juli 2011

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Die Seele ist nur des Schöpfers Abbild. Nur weil Er in der Seele
anwesend ist, macht dies die Seele zur Seele.

Chandogya Upanishad. VII. 3. 3.



Selbst der höchste Gott, der der Gegenstand aller unserer Anbetung
ist, verweilt auch in dem winzigen Kämmerlein des Herzens. Die Seele
vertritt im Mikrokosmos nicht nur die Schöpfung, sondern auch den
Schöpfer. Ja sie integriert sogar für uns und in uns den Schöpfer mit
seiner Schöpfung.

Brihad. Upanishad. III.

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In diesen drei Zuständen
Bin ich weder Genießer, noch das Genossene.
Ich bin der Zuschauer,
Reines Bewusstsein, ewiger Geist.

Alles entsteht aus mir,
Alles besteht in mir,
Und alles kehrt zu mir zurück.
Ich bin Brahman, Einer ohne ein Zweites.

Kleiner denn Kleinstes, bin ich gleichwohl Größtes;
Ich bin das ewige Wesen, bin das All in seiner Fülle;
Ich bin der Herr der Welt, golden erstrahlend;
Ich bin das unbedingte, ewige Freie.
Mandukya-Upanishad:
Die Schönsten Upanishaden, Swami Prabhavananda (Übers.)

Samstag, 23. Juli 2011

im vorhinein

Bombays Kultur bestand aus Imitationen. Seine Architektur imitierte Wolkenkratzer, sein Kino erfand "Die glorreichen Sieben" und "Love Story" unablässig neu, wobei es seinen Helden zur Auflage machte, mindestens ein Dorf vor mordlustigen Banden zu retten, und all seine Heldinnen verpflichtete, mindestens einmal in ihrer Laufbahn an Leukämie zu sterben, vorzugsweise gleich zu Beginn. Auch seine Millionäre waren dazu übergegangen, ihr Leben zu importieren.

Ein Waffenskandal tobte; hatte die indische Regierung Provisionen an Mittelsmänner gezahlt und dann die Sache vertuscht? Riesige Geldsummen waren im Spiel, die Glaubwürdigkeit der Premierministerin war erschüttert, doch all das kümmerte Chmcha nicht. Er starrte auf ein verschwommenes Foto mit schwer erkennbaren, aufgedunsenen Gestalten, die in großer Zahl flussabwärts trieben. In einer nordindischen Stadt hatte ein Massaker an Moslems stattgefunden, die Leichen waren ins Wasser gekippt worden, wo sie die Fürsorge eines Gevatter Hexam des zwanzigsten Jahrhunderts erwartete.

"Öffnet das Haus", befahl Changez an jenem Morgen. "Ich will hier lächelnde Gesichter sehen, nicht immer nur eure trüben Visagen." Und so kamen nach langer Zeit wieder Menschen; junge und alte, Vettern, Onkel, Tanten ein paar Kameraden aus den alten Tagen der Nationalistenbewegung, stocksteife Herren mit silbergrauem Haar, Achkan-Mantel und Monokel, Angestellte der verschiedenen Stiftungen und philantropischen Unternehmungen, die Changez vor Jahren ins Leben gerufen hatte, konkurrierende Hersteller von Pflanzenschutzmitteln und Kunstdünger. Ein wahres Sammelsurium, dachte Salahuddin, staunte aber auch, wie wunderbar sich alle in Gegenwart des Sterbenden verhielten: Die Jungen erzählten ihm vertraulich aus ihrem Leben, als wollten sie ihn versichern, dass das Leben selbst unbesiegbar sei, und ihm den tiefen Trost anbieten, ein Mitglied der großen Prozession der menschlichen Rasse zu sein, während die Alten die Vergangenheit beschworen, damit er wisse, das nichts vergessen, nichts verloren war, dass er trotz der Jahre der selbstgewählten Einsiedelei gleichwohl mit der Welt verbunden war. Der Tod holt das Beste aus den Menschen heraus


Salman Rushdie, Die satanischen Verse



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